Biografie
Wilhelm Thöny wird am 10. Februar 1888 in Graz als Sohn eines angesehenen Geschäftsmannes geboren. Wie sein Bruder Herbert ist er musikalisch begabt und wird als Pianist und später als Sänger ausgebildet. Gleichzeitig erhält Thöny Unterricht im Zeichnen und Malen bei Anton Marussig. Er wird sein Malstudium in München bei Gabriel von Hackl und Angelo Jank fortsetzen.
Nach seiner Studienzeit tritt er wiederholt als Graphiker in Erscheinung und illustriert für mehrere Verlage. Ab 1910 ist er bei Ausstellungen vertreten. Thöny wird Mitbegründer der Neuen Sezession in München; Alfred Kubin, Franz Marc und Albert Weißgerber zählen zu seinem Freundeskreis.
Der erste Weltkrieg unterbricht Thönys künstlerischen Aufstieg. Er kehrt nach Graz zurück und wird als Kriegsmaler an der italienischen Front eingesetzt. 1915 heiratet er die Amerikanerin Fanny Hilma Walborg-White, ein Jahr später wird die Tochter Margit geboren. Die Familie geht nach Kriegsende für einige Jahre in die Schweiz. Zwischenzeitlich wird in München – mit großem Erfolg – in einer Kollektivausstellung sein Werk der Nachkriegszeit präsentiert.
Nach der Scheidung 1923 kehrt Wilhelm Thöny nach Graz zurück. Er begründet hier die Grazer Sezession, der damals u.a. die Künstler Alfred Wickenburg und Fritz Silberbauer angehören, und wird zum ersten Präsidenten der Organisation ernannt. Thöny ist auch Mitarbeiter bei diversen Zeitschriften, so u.a. bei der Münchner Zeitschrift “Jugend” und dem Berliner “Querschnitt”.
1925 lernt Thöny seine spätere, zweite Frau Thea Trautner kennen. Mit ihr steht er im Zentrum eines regen Grazer Gesellschaftslebens. Es ist eine für Thöny erfolgreiche Zeit: er ist auf zahlreichen Ausstellungen vertreten und seine Werke verkaufen sich gut. Er bekommt den Ehrentitel Professor verliehen.
1929 verbringt der Maler mehrere Wochen in Paris; zwei Jahre später erfolgt die endgültige Übersiedlung in die französische Hauptstadt, die ihn faszinieren wird. Er wird bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mit Thea hier bleiben. Die letzte Ehrung in Europa wird die Goldmedaille für das Porträt des Pariser Erzbischofs Kardinal Verdier bei der Pariser Weltausstellung 1937 sein.
Im März 1938 übersiedeln Wilhelm Thöny und seine Frau angesichts der angespannten Lage in Europa nach New York. Sie bewohnen ein kleines Apartment im Barbizon Plaza Hotel am Central Park. Der “Big Apple” mit seinen vielen Wolkenkratzern übt eine besondere Faszination auf den Künstler aus, und er fängt die Stadt die niemals schläft in vielen Werken ein. Ab 1940 ist er in zahlreichen bedeutenden Ausstellungen in den USA vertreten, so etwa dem New York’s World Fair, dem Brooklyn Museum oder dem Art Institute of Chicago. Auch die Pennsylvania Academy of Fine Arts kauft eines seiner Bilder. 1942 schließt er einen Vertrag mit Knoedler Galleries in New York ab.
1948 trifft den Maler ein schwerer Schicksalsschlag: bei einem Brand in Brown’s Warehouse in New York, das ihm als Lager gedient hatte, fallen fast tausend seiner Werke dem Feuer und Löschwasser zum Opfer. Thöny nimmt sich die Zerstörung des Großteils seines Lebenswerks sehr zu Herzen: er stirbt nur ein Jahr später, am 1. Mai 1949, an den Folgen eines Schlaganfalls. Wilhelm Thöny wurde nur 62 Jahre alt.
Der Künstler zählt heute zu den Klassikern der österreichischen Moderne. Werke Wilhelm Thönys befinden sich in zahlreichen wichtigen europäischen und amerikanischen Museen, so etwa u.a. dem Belvedere und der Albertina in Wien, der Staatsgalerie in Prag und dem Metropolitan Museum in New York.